Montag, 9. Juli 2012

1. Wandertag 09.07.2012

Der Rennsteig verläuft als Kammweg vom Mittellauf der Werra zum Oberlauf der Saale und ist den Menschen seit Jahrhunderten bekannt. Er hatte die Funktion als Grenz-, Kurier- und Transportweg. Zahlreiche Grenz-, Markierungs- und Gedenksteine zeugen heute von einer bewegten Geschichte.

Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Rennsteig durch Grenzsteine markiert, die politische Hoheitszeichen darstellten. Die noch existierenden 788 Ländergrenzsteine und 9 Dreiherrensteine stehen an den Grenzen zweier oder dreier Territorien unterschiedlicher Landesherren. Der Rennsteig war auf der thüringischen Seite Landesgrenze von Gotha, Sachsen-Weimar, Schwarzburg und Sondershausen, auf der fränkischen Seite von Bayern, Meiningen und Preußen.

In dem ca. 240 Einwohner zählenden Ort Hörschel beginnt der erstmals im Jahre 1330 erwähnte Rennsteig. In der im Jahre 1830 von Julius von Pläncker festgelegten Rennsteigroute über knapp 170 km nach Blankenstein an der Saale liegt der Ausgangspunkt in Hörschel an der tiefsten Stelle (196 m) an der Werra (Flusskilometer 119,6). Demgegenüber stehen der Große Inselsberg (916 m), Plänckners Aussicht (973 m) und der große Beerberg (983 m) als höchste Erhebungen.

Mit der Beseitigung der innerdeutschen Grenze und dem Wegfall des Sperrgebietes im Jahre 1989 ist Hörschel wieder für alle Wanderer erreichbar.

Mit dem Hotel-Bus wurde ich in das wenige Kilometer entfernte Hörschel gebracht. Nachdem ich mir aus der Werra einen Stein für die Saale genommen hatte, ging ich auf die „Runst“. So wird schlicht und einfach die Rennsteigwanderung genannt.

Über Clausberg (410 m – 6,4 km) erreichte ich nach knapp 2 Stunden den Vachaer Stein (372 m – 8,0 km). Der Vachaer Stein markiert als Obelisk und Wegweiser seit 1833 die Querung des Rennsteigs durch die alte Handelsstraße von Leipzig über Eisenach nach Frankfurt am Main. Das in der Völkerschlacht bei Leipzig geschlagene Heer Napoleons nutzte diesen bedeutsamen Pass des Thüringer Waldes im Jahr 1813 während seines Rückzuges.

Der Förthaer Tunnel ist einer der ältesten Tunnel Deutschlands und war für die damalige Zeit ein komplizierter Bau. Mit einer Länge von 549 m und einer Überdeckung von bis zu 317 m unterquert er den Rennsteig bei Kilometer 9,4. Seit der Inbetriebnahme der Werrabahn im Jahre 1858 wird auch der Förthaer Tunnel auf der Strecke Eisenach – Coburg genutzt.

Weiter ging es an der Albert-Hofmann-Linde (388 m – 9,9 km) vorbei zur Wilden Sau (387 m – 11,3 km). Dort findet man ein Steinkreuz in Malteserform mit der Jahreszahl 1843 und somit den ältesten mit einer Jahreszahl versehenen Stein am Rennsteig. Die Abbildung darauf stellt einen Jagdunfall dar.

Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach ließ von 1743 bis 1747 auf der Hohen Sonne (434 m – 14,5 km) ein Schlösschen für Jagden in seinen ausgedehnten Wäldern erbauen. Den Turm zierte eine weithin sichtbare vergoldete Sonne. Nach 1900 wurde das Schlösschen abgerissen und an seiner Stelle entstand 1906 eine Gaststätte, welche den Namen „Hohe Sonne“ weiterführte.

Auf dem Zollstock (527 m – 17,6 km), eine Wegkreuzung mit offener Schutzhütte, stand ein Bildstock. Am Jubelhain (551 m – 18,6 km) beginnt die Wartburgleitung. Wegen des natürlichen Gefälles und der Qualität des Wassers aus der Ruhlaer Granitlandschaft wurde um 1800 eine Wasserleitung zur Wartburg gebaut.

Bei Kilometer 19,3 lud mich der Waldgasthof „Hubertushaus“ zum deftigen Thüringer Vesper ein. Für 9,50 € gab’s ein Rennsteigbrätel. Sehr lecker!

Bei Kilometer 20,7 soll in einer Baumhöhlung der Schlüssel zu einem Gebäuderest vom Ruhlaer Häuschen versteckt worden sein. Seit den 1920er Jahren prangt ein großer symbolischer Schlüssel an einer Buche.

Nicht ein Häuschen fand ich beim Ruhlaer Häuschen (639 m – 21,1 km), sondern nur eine Schutzhütte mit einem Obelisken. Das „R“ steht für den Rennsteig und das „S“ für den Sallmannshäuser Rennsteig, der ein Teil des Höhenwanderwegs vom Inselsberg zum Rhein ist. Das Ruhlaer Häuschen mit einer eingebauten Kuckucksuhr wurde im Jahre 1769 abgetragen.

An den Schlauchtalwiesen (21,8 km) und an der Triniusrast (22,0 km) vorbei erreichte ich die Große Meilerstätte (671 m – 23,7 km). Dort wurde im ursprünglichen Buchenwald Holzkohle produziert.

Die heutige Tageswanderung endete dann an der Schillerbuche (650 m) und ich hatte insgesamt 25,6 km zurückgelegt. Zusammenfassend kann ich für heute berichten, dass es zwar eine recht lange Tagesetappe war, aber insgesamt recht bequem zu erwandern war.

An der Schillerbuche wurde ich wieder vom Hotel-Bus abgeholt und ins Logotel Hotel zurückgebracht.

Rechtschaffend müde schließe ich den heutigen Tag, jedoch nicht ohne zuvor auf die Bilder der heutigen Tagesetappe hinzuweisen: http://www.facebook.com/media/set/?set=a.392080934185265.91643.100001500863804&type=1&l=8e48845639