Seit dem 16. Jahrhundert wurde der Rennsteig durch Grenzsteine markiert, die politische Hoheitszeichen darstellten. Die noch existierenden 788 Ländergrenzsteine und 9 Dreiherrensteine stehen an den Grenzen zweier oder dreier Territorien unterschiedlicher Landesherren. Der Rennsteig war auf der thüringischen Seite Landesgrenze von Gotha, Sachsen-Weimar, Schwarzburg und Sondershausen, auf der fränkischen Seite von Bayern, Meiningen und Preußen.
In dem ca. 240 Einwohner zählenden Ort Hörschel beginnt der erstmals im Jahre 1330 erwähnte Rennsteig. In der im Jahre 1830 von Julius von Pläncker festgelegten Rennsteigroute über knapp 170 km nach Blankenstein an der Saale liegt der Ausgangspunkt in Hörschel an der tiefsten Stelle (196 m) an der Werra (Flusskilometer 119,6). Demgegenüber stehen der Große Inselsberg (916 m), Plänckners Aussicht (973 m) und der große Beerberg (983 m) als höchste Erhebungen.
Mit der Beseitigung der innerdeutschen Grenze und dem
Wegfall des Sperrgebietes im Jahre 1989 ist Hörschel wieder für alle Wanderer
erreichbar.
Mit dem Hotel-Bus wurde ich in das wenige Kilometer
entfernte Hörschel gebracht. Nachdem ich mir aus der Werra einen Stein für die
Saale genommen hatte, ging ich auf die „Runst“. So wird schlicht und einfach
die Rennsteigwanderung genannt.
Über Clausberg
(410 m – 6,4 km) erreichte ich nach knapp 2 Stunden den Vachaer Stein (372 m – 8,0 km). Der Vachaer Stein markiert als
Obelisk und Wegweiser seit 1833 die Querung des Rennsteigs durch die alte
Handelsstraße von Leipzig über Eisenach nach Frankfurt am Main. Das in der
Völkerschlacht bei Leipzig geschlagene Heer Napoleons nutzte diesen bedeutsamen
Pass des Thüringer Waldes im Jahr 1813 während seines Rückzuges.
Der Förthaer Tunnel
ist einer der ältesten Tunnel Deutschlands und war für die damalige Zeit ein
komplizierter Bau. Mit einer Länge von 549 m und einer Überdeckung von bis zu
317 m unterquert er den Rennsteig bei Kilometer 9,4. Seit der Inbetriebnahme
der Werrabahn im Jahre 1858 wird auch der Förthaer Tunnel auf der Strecke
Eisenach – Coburg genutzt.
Weiter ging es an der Albert-Hofmann-Linde
(388 m – 9,9 km) vorbei zur Wilden Sau
(387 m – 11,3 km). Dort findet man ein Steinkreuz in Malteserform mit der
Jahreszahl 1843 und somit den ältesten mit einer Jahreszahl versehenen Stein am
Rennsteig. Die Abbildung darauf stellt einen Jagdunfall dar.
Herzog Ernst August von Sachsen-Weimar-Eisenach ließ von
1743 bis 1747 auf der Hohen Sonne
(434 m – 14,5 km) ein Schlösschen für Jagden in seinen ausgedehnten Wäldern
erbauen. Den Turm zierte eine weithin sichtbare vergoldete Sonne. Nach 1900
wurde das Schlösschen abgerissen und an seiner Stelle entstand 1906 eine
Gaststätte, welche den Namen „Hohe Sonne“ weiterführte.
Auf dem Zollstock
(527 m – 17,6 km), eine Wegkreuzung mit offener Schutzhütte, stand ein
Bildstock. Am Jubelhain (551 m –
18,6 km) beginnt die Wartburgleitung. Wegen des natürlichen Gefälles und der
Qualität des Wassers aus der Ruhlaer Granitlandschaft wurde um 1800 eine
Wasserleitung zur Wartburg gebaut.
Bei Kilometer 19,3 lud mich der Waldgasthof „Hubertushaus“ zum deftigen Thüringer Vesper ein. Für
9,50 € gab’s ein Rennsteigbrätel. Sehr lecker!
Bei Kilometer 20,7 soll in einer Baumhöhlung der Schlüssel zu einem Gebäuderest vom
Ruhlaer Häuschen versteckt worden sein. Seit den 1920er Jahren prangt ein
großer symbolischer Schlüssel an einer Buche.
Nicht ein Häuschen fand ich beim Ruhlaer Häuschen (639 m – 21,1 km), sondern nur eine Schutzhütte
mit einem Obelisken. Das „R“ steht für den Rennsteig und das „S“ für den
Sallmannshäuser Rennsteig, der ein Teil des Höhenwanderwegs vom Inselsberg zum
Rhein ist. Das Ruhlaer Häuschen mit einer eingebauten Kuckucksuhr wurde im
Jahre 1769 abgetragen.
An den Schlauchtalwiesen
(21,8 km) und an der Triniusrast
(22,0 km) vorbei erreichte ich die Große
Meilerstätte (671 m – 23,7 km). Dort wurde im ursprünglichen Buchenwald
Holzkohle produziert.
Die heutige Tageswanderung endete dann an der Schillerbuche (650 m) und ich hatte
insgesamt 25,6 km zurückgelegt. Zusammenfassend kann ich für heute berichten,
dass es zwar eine recht lange Tagesetappe war, aber insgesamt recht bequem zu
erwandern war.
An der Schillerbuche wurde ich wieder vom Hotel-Bus abgeholt
und ins Logotel Hotel zurückgebracht.
Rechtschaffend müde schließe ich
den heutigen Tag, jedoch nicht ohne zuvor auf die Bilder der heutigen Tagesetappe hinzuweisen: http://www.facebook.com/media/set/?set=a.392080934185265.91643.100001500863804&type=1&l=8e48845639