Mittwoch, 11. Juli 2012

2. Wandertag 10.07.2012

Heute Morgen wurde ich wieder mit dem Hotel-Bus zur Schillerbuche gebracht. Nach den ersten 2,6 Kilometer erreichte ich den Dreiherrensteinstein am Großen Weißenberg (740 m – 28,2 km). Die in diesem Grenzstein eingemeißelten Buchstaben bezeichnen die drei dort zusammentreffenden Gebiete aus der Zeit der fürstlichen Kleinstaaterei. „KH“ steht für Kurhessen, „SG“ für Sachsen-Gotha und „SM“ für Sachsen-Meiningen). Am Großen Weißenberg steht auch das 1913 eingeweihte Denkmal für den Nachromantiker Viktor von Scheffel (1826 – 1886), der sein Rennsteiggedicht dem alten Kammweg widmete.

Die Grenzsteine der Fürstentümer Kurhessen und Sachsen-Gotha stehen beidseits des Rennsteigs zwischen dem Dreiherrenstein und dem Großen Inselsberg.

Vom Oberen Beerberg (830 m – 31,5 km) hat man einen prächtigen Ausblick. Der Große Inselsberg (916 m – 33,2 km) ist der meistbesuchteste Berg Thüringens. Direkt am Rennsteig steht ein Gedenkstein für Karl Volkmar Stoy, der als Begründer des Schul-Wandertages mit seiner Jenaer Schulgemeinde im August 1853 eine achttägige Wanderung auf den Großen Inselsberg und zurück unternahm.

Grenzwiese (723 – 34,5 km). Der Rennsteig war auch im 19. Jahrhundert über weite Strecken die amtliche Grenze zwischen einzelnen mitteldeutschen Kleinstaaten. Das Gebiet nördlich des Kammweges zwischen dem Großen Inselsberg und Oberhof gehörte zum Herzogtum Sachsen-Coburg und Gotha. Das südliche Territorium gehörte dem Kurfürstentum Hessen-Kassel, das infolge des Krieges von 1866 preußisch wurde. An den Hauptverkehrsstraßen markierte man die Grenzen mit dem preußischen Adler, welcher dann als „Grenzadler“ in den Sprachgebrauch einging.

Vorbei an der Tanzbuche (37,6 km) und dem Heuberghaus (38,6 km) erreicht man nach weiteren 2,7 km das Possenröder Kreuz (700 m – 41,3 km). Dieses wurde vermutlich als Sühnekreuz für einen dort verübten Totschlag gesetzt und wurde erstmalig im Jahre 1552 urkundlich erwähnt. Gleichzeitig war hier ein Passübergang für den mittelalterlichen Fernverkehr von Franken nach Thüringen.

Der Dreiherrenstein am Hangweg (727 m – 44,3 km) ist ein Herrschaftsgrenzstein von 1586 zwischen der Landgrafschaft Hessen und dem sächsisch-ernestinischen Haus, von 1572 bis 1641 das sachsen-weimarische Amt Georgenthal und das sachsen-coburgische Amt Tenneberg. Zur Steingruppe gehören auch der Freiwaldstein Nr. 11, ein Forststein „Leseholzgrenze“ und ein Ämtergrenzstein „G1“ für Georgenthal, „T“ für Tenneberg.

Bei Kilometer 44,6 stand der Grenzstein Nr. 5 aus dem Jahre 1690 zwischen der Landgrafschaft Hessen und dem Herzogtum Sachsen-Gotha. Es war der einzige Stein am Rennsteig mit dem hessischen Wappen und wurde schon früh als „Springender Löwe“ bekannt. Im Februar 1990 wurde das Original gestohlen und acht Jahre später eine Kopie an der gleichen Stelle aufgestellt.

Die Ebertswiese (720 m – 45,0 km) gehört mit einer Größe von ca. 24 ha zu den schönsten Bergwiesen des Thüringer Waldes und beheimatet viele seltene Pflanzen. Sie entstand durch eine Waldrodung und wurde nach dem Rodungsherrn Eberhard, dem ersten Abt des Klosters Georgenthal, benannt.

An der Alten Ausspanne (742 m – 46,8 km) kreuzt der Rennsteig eine seit dem 14. Jahrhundert nachgewiesene Straße. Wegen der Steilheit der Straße mussten dort Vorspanndienste geleistet werden.

An der Neuen Ausspanne (714 m – 48,6 km) kreuzt der Rennsteig die Straße von Tambach-Dietharz nach Schnellbach. Im Dezember 1530 war dort der Kurfürst Johann der Beständige von Sachsen auf dem Weg zum Konvent in Schmalkalden, wo er den „Schmalkalder Bund“ beschloss. Sieben Jahre später kam Martin Martin Luther, der Wegbereiter jenes Bundes, von einem weiteren Konvent über die Neue Ausspanne.

An der Neuen Ausspanne endete für mich heute die Tagesetappe. Ich hatte 23,0 km zurückgelegt und der Weg war überwiegend bequem zu laufen. Nur einzelne, doch recht kräftige aber kurze Anstiege (insbesondere auf den Großen Inselsberg) machten mir etwas zu schaffen. Das Wetter hatte auch ganz hervorragend „mitgespielt“: Den ganzen Tag trocken, kaum an der Großen Ausspanne angekommen fing es an zu regnen. Wenige Minuten nach der Ankunft im Hotel Thüringer Hof in Floh-Seligenthal (http://www.hotel-thueringer-hof.de/) war der Himmel wieder blau ...

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