MIt einem Tag Verzögerung schreibe ich heute meinen Blog zu
meinem achten und letzten Wandertag auf dem Rennsteig. Die Strecke war mit 30,6
km die längste auf dem ganzen Rennsteig, so dass ich gestern keine Muse mehr
hatte, zu schreiben.
Gestern Morgen verließ ich das Hotel bei trockenem Wetter.
Abgesehen von wenigen Schauern war das Wetter ganz in Ordnung und von den
Temperaturen her ideal zum Wandern. Die Sonne sah ich allerdings selten. Die
ersten guten zwei Kilometer musste ich meinen Weg überwiegend auf Asphalt
zurücklegen, dann verlief der Weg überwiegend über Wald und Flur.
Schon nach ca. 500 erreichte ich die Brückensteine (145,1 km). Auf der Südseite der Eisenbahnbrücke
steht ein Sandstein aus Franken (Bayern), der einen reitenden Boten mit einer
Mitteilung zeigt. Links vom Reiter ist der Frankenheilige Bischof Otto von
Bamberg zu erkennen. Auf der Nordseite steht ein Felsstück aus dem
Elbsteinstandgebirge (Sachsen) auf dem unter anderem ein Bote mit einer
Schriftrolle und ein Händler mit Pferd und Wagen zu sehen ist.
In dem kleinen Park auf der Südseite ist auch noch eine
„historische Wetterstation“ zu sehen: ein an einem Seil hängenden Stein. Auf
einer Tafel steht die Erklärung: „Ist unter dem Stein Schatten, scheint Sonne.
Ist der Stein trocken, regnet es nicht. Ist der Stein nass, regnet es. Ist der
Stein weiß, schneit es. Pendelt der Stein, ist es stürmisch. Bewegt sich der
Stein auf und nieder, ist ein Erdbeben.“ :-)
Bei Kilometer 148,6 traf ich auf den Dreiherrenstein am Kießlich. Auf diesem sind noch sehr gut das
sächsische Rautenkranzwappen, der brandenburgische Adler mit den
Hohenzollernschild und das fürstbischöflich-bambergische Wappen zu erkennen.
In unmittelbarer Nähe zum Dreiwappenstein steht noch ein bayerisch-thüringischer Grenzstein aus
dem Jahre 1935 (148,8 km).
Nach weiteren 1,3 km – kurz vor einem erneuten Überschreiten
der bayerisch-thüringischen Grenze – traf ich auf den Kurfürstenstein (150,1 km). Auf diesem sind das kurfürstliche
sächsische Wappen und das kurfürstlich-bambergische Wappen zu erkennen.
Die Schutzhütte am
Kurfürstenstein (150,2 km) liegt direkt an einer Patrouillen-Straße der
DDR-Grenztruppen und somit unmittelbar ehemals innerdeutschen Grenze.
Bei Kilometer 152,3 verließ ich kurz vor Brennersgrün erneut
den Original-Rennsteig. Der Originial-Rennsteig verläuft durch Brennersgrün,
während die mit dem blauen „R“ markierte Alternative entlang der ehemaligen
Grenze verläuft. Von den Grenzanlagen war aber auch an dieser Stelle nichts
mehr zu sehen, nur die Patrouillen-Straße zeugte noch davon und nur so bemerkte
ich, dass erneut die ehemalige Grenze überschritt.
Nach dem erneuten Zusammentreffen mit dem Original-Rennsteig
traf ich bei Kilometer 153,3 auf eine liebevoll von den Brennersgrünern Bürgern
erstellte „Miniaturstadt“ im Wald. Ihr könnt diese später auf meinen Bildern
sehen, die ich endlich mal hochladen kann wenn ich zu Hause bin.
Die Napoleonslinde
(668 m – 159,2 km) steht bei Rodacherbrunn und wurde 1806 von Napoleon
gepflanzt, nachdem er im damaligen Wirtshaus von Rodacherbrunn übernachtet
hatte.
Unweit von Schlegel
(625 m – 167,1 km) befindet sich der älteste Apfelbaum im Thüringer Wald. Das
Alter des Baumes wird auf ca. 400 Jahre geschätzt. Auf einer Seite ist der
Stamm aufgerissen und ausgehöhlt. Dort wurden binnen vieler Jahrzehnte
Feldsteine gesammelt, die nunmehr mit dem Stamm fest verwachsen sind.
Bei Kilometer 168,9 km verließ ich den Original-Rennsteig
zum letzten Mal und erwanderte die mit dem blauen „R“ markierte
Alternativ-Route. Der Original-Rennsteig verläuft entlang dem stark befahrenen
Straßenverlauf der K 101. Die von mir gewählte Route führt bis zum Ende des
Rennsteigs durch den Moschwitzgrund unweit der ehemaligen innerdeutschen
Grenze.
Erschöpft und zufrieden erreichte ich nach weiteren 6,3 km
die Pegnitzbrücke in Blankenstein
(414 m – 175,2 km), das offizielle Ende des Rennsteigs. Auf einer Tafel in der
Nähe der Brücke steht: „Bis hierher habe ich‘s geschafft, zu Fuß bis
Blankenstein, jetzt werfe ich mit letzter Kraft zur Selbitz meinen Stein.“ –
Ganz so schlimm war es nicht :-)
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